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 Kreis Neuwied. Mit der Einsatzmeldung „Verkehrsunfall an Bahnübergang“ werden die Einsatzkräfte der Feuerwehr Kirchspiel Anhausen am Samstag, den 14. Juni alarmiert. „Beim Eintreffen an der Einsatzstelle wurde schnell klar, dass weitere Kräfte benötigt werden“, so Einsatzleiter Volker Lemgen. Drei PKW sind an einem Bahnübergang mit einem Güterzug kollidiert.

Mehrere Personen verletzt, teilweise eingeklemmt. Neben der längerfristigen Einsatzplanung, beispielsweise Vorbereitung der technischen Rettung und Patientenversorgung, muss auch sofort eingegriffen werden, denn ein PKW brennt bereits im Motorraum. Mit im Einsatz sind Kräfte der Feuerwehr Koblenz-Rübenach, einige Rettungsmittel sowie Leitender Notarzt (LNA) und Organisatorischer Leiter (OrgL). Der ersteintreffende Notarzt sichtet die Verletzten und legt fest, in welcher Reihenfolge die Personen gerettet werden sollen. Die weitere Arbeit erfolgt in direkter Absprache.

Viermal wird diese Übung am Samstag auf dem Gelände der Landesfeuerwehr- und Katastrophenschutzschule (LFKS) in Koblenz durchgeführt. Grund dieser Übung ist die Ausbildung der Leitenden Notärzte und Organisatorischen Leiter. LNA und OrgL bilden bei großen Schadenslagen die so genannte „Abschnittsleitung Gesundheit“, sie führen und organisieren die Patientenversorgung, die Behandlung und den Transport. Solche Schadenslagen können nur in großen Übungen simuliert werden.

Für die Kräfte der Feuerwehr Kirchspiel Anhausen war die Übung am Samstag auch etwas Besonderes. Viermal hintereinander das gleiche Szenario bot die Möglichkeit verschiedene Taktiken auszuprobieren und auch die Positionen zu tauschen. So wurden teilweise sogar die Gruppen gemischt und Rübenacher Feuerwehrleute bildeten mit Kräften aus dem Kirchspiel eine Einheit. Die Zusammenarbeit klappte hervorragend.

Am Sonntag, den 15. Juni standen die beiden großen Abschlussübungen des Lehrgangs auf dem Programm. Zusammen mit Kräften der Feuerwehr Kurtscheid wurde aus dem LF-KatS (Löschgruppenfahrzeug Katastrophenschutz) der Feuerwehr Kirchspiel Anhausen und dem neuen Kurtscheider MZF (Mehrzweckfahrzeug) eine Einheit gebildet.

Um 10.15 Uhr erfolgte die erste Alarmierung „Explosion in Diskothek, mehrere Personen verletzt“. Der ersteintreffende Einheitsführer alarmiert sofort weitere Kräfte nach. Im zweiten Abmarsch kommen, neben weiteren Rettungsmitteln nun die Kräfte aus dem Kirchspiel Anhausen und Kurtscheid zum Einsatz. Diverse Einheiten des Rettungsdienstes sowie Feuerwehren und das Technische Hilfswerk folgen.

Vor Ort bietet sich ein schreckliches Bild. Eine brennende Diskothek, mehrere zerstörte PKW, teilweise mit eingeklemmten Personen, verletzte Menschen und brennende Trümmerteile. Die Einsatzkräfte aus der Verbandsgemeinde Rengsdorf werden vom Einsatzleiter der LFKS dem Einsatzabschnitt 1 zugeordnet. Unter der Führung der Gruppenführer Christian Krauß und René Geisen rüsten sich zwei Trupps mit Atemschutz aus. Verletzte Personen werden aus dem Gebäude bzw. den Fahrzeugen gerettet und dem Rettungsdienst übergeben. Teilweise müssen die Personen zunächst betreut werden, bis der Notarzt die weitere Vorgehensweise entschieden hat.

Um 13.00 Uhr beginnt die zweite Übung. Die Einsatzmeldung lautet erneut „Verkehrsunfall an Bahnübergang“. Mehrere verunfallte PKW, wovon einer brennt, ein verqualmter Personenzug und ein umgestürzter Waggon bilden die Schadenslage. Verletzte stürmen zu den Einsatzkräften und bitten um Hilfe für ihre Bekannten. Es werden zwei Einsatzabschnitte gebildet. Die Kräfte der Feuerwehr Raubach löschen den brennenden PKW. Die Einheit aus dem Kirchspiel Anhausen und Kurtscheid geht zur technischen Rettung an einem PKW vor. „Wir mussten eine Crash-Rettung durchführen.“, so Gruppenführer Christian Krauß. Auf Anweisung des Notarztes muss die bewusstlose Person, die bei dem Unfall einen Arm verloren hat, schnellstmöglich aus dem PKW befreit werden. Besonders problematisch dabei ist, dass der PKW auf der Beifahrerseite liegt. Bereitstehende Sanitäter übernehmen die Patientin sofort nach der Rettung.

LNA und OrgL richten zeitnah eine Patientenablage ein und koordinieren den Abtransport der schwerverletzten Patienten. Weitere Verletzte werden betreut und durch die Feuerwehrleute zur Patientenablage transportiert. Über 50 Betroffene müssen dort versorgt und behandelt werden. Nach Abschluss der Übung sind sich alle Kräfte einig. Solche Szenarien möchte real wirklich niemand erleben. Ein großes Lob geht an die Übungsleitung und die Verletztendarsteller die die Übung realistisch dargestellt haben. „In den stressigen Zeiten der Übung hatte niemand das Gefühl, dass es sich um eine Übung handelt.“, sagt Christian Krauß im Anschluss.

Für die eingesetzten Kräfte aus dem Kirchspiel Anhausen und Kurtscheid ist die Übung ein voller Erfolg. Gerade die Einbindung in eine Großschadenslage mit komplexer Führungsstruktur lässt sich sonst nur schwer üben.

(Text und Bilder: Matthias Lemgen)